Porsche-Schnittzeichnungen

Den Dingen auf den Grund sehen

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Es ist nicht das, wonach es aussehen mag! Das ist kein Röntgenbild, keine Zeichnung, kein Foto. Es ist ein Gesamtkunstwerk aus bis zu 100.000 Detailbildern.
Porsche-Schnittzeichnungen
© Günter Schranz

Die Arbeit dahinter, die könne Günter Schranz trotz aller technischer Fertigkeiten und professioneller Rechnerleistung nicht sichtbar machen. Die endlose Recherche, das Sammeln von Informationen und Bildern, das Anhäufen von mehr als 100 Gigabyte Daten, die es benötigt, um seine Cutouts Bild für Bild in bis zu 1.000 Ebenen übereinander zu legen, bis der Blick von außen durch die Karosserie bis auf die Zahnradflanken der Nockenwellen reicht. „Meine Arbeitsweise macht es möglich, Cutouts von jedem real existierenden Original als eine virtuelle Kopie anhand von Detailfotos anzufertigen. Dafür braucht es bis zur Fertigstellung zwischen 500 und 1.000 Stunden.“

Seine erste Arbeit aus dem Jahr 2018, sagt Günter Schranz aus Innsbruck, sei ein Freundschaftsdienst gewesen: die Schnittzeichnung eines EC 135-Helicopters für seinen Chef. 1.000 Stunden habe er benötigt, aber für den Ingenieur und Hubschrauberpiloten Schranz war es eben auch eine besondere Freude – und der Auftakt zu einer Serie von drei weiteren Hubschrauber-Cutouts inklusive hochkomplexer Cockpitdarstellungen. Und später dem Wechsel zu historischen Fahrzeugen.

„Dass ich meinen 356 B von 1962 vor 30 Jahren verkauft habe, reut mich immer noch“, sagt Schranz. „Ein tolles, ganz besonderes Auto aus Erstbesitz der Familie Swarovski. Auch das war für mich ein Grund, eine 356-Schnittzeichnung anzufertigen.“ Weitere Fahrzeuge folgten, zum Teil auch im Auftrag des jeweiligen Besitzers: Ferrari 250 Europa, Dino und Testarossa, Porsche 356 Carrera und 959, VW Bus, Mercedes 280 CE, Pagode und 300 SL. „Allein die Gitterrohrrahmen für Coupé und Cabrio zu erstellen war eine verrückte Arbeit“, sagt Schranz.

Grundlage dafür seien Fotos, Ersatzteilkataloge und Werkstatthandbücher, so vorhanden und umso detailreicher, desto besser. Um sich die Funktionsweise eines Fuhrmann-Motors leichter vorstellen zu können, kaufte, montierte und optimierte Günter Schranz (66) im Vorfeld ein Modell des Carrera-Triebwerks.

Porsche-Schnittzeichnungen 356
© Günter Schranz

Im Gegensatz zu den berühmten Cutout-Künstlern Kevin Hulsey und David Kimble, die ihre Zeichnungen in Airbrush-Technik illustrierten, „ ... nähere ich mich dem Thema von der technischen Seite“, sagt Günter Schranz. „Der Gebrauch von 3D-Software und Technisches Zeichnen waren Teil meines Studiums.“

Der Anspruch der fotorealistischen Arbeit sei klar: Am Ende der mit Photoshop erstellten Arbeit muss das Bosch-Blechschild auf dem Verteiler ebenso lesbar und erkennbar sein wie der Hersteller der Zündkabel oder die Markierungen auf dem Nockenwellenrad. Dadurch erklärt sich auch die gigantische Datenmenge einer einzigen Porsche-Schnittzeichnung von zwei bis drei Gigabyte. Ein Gesamtkunstwerk dieser Größe beansprucht in jeder Hinsicht viel Raum.

© Günter Schranz

www.artstation.com


Dieser Artikel erschien in Ausgabe 6-2024 mit vielen weiteren Bildern - und anderen spannenden Artikeln.

Text: Jan-Henrik Muche

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