Angelika und ihr Porsche 944

Wenn ein Traum ganz groß wird

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Manchmal sind sie zusammen unterwegs und hören Musik, Angelika und Gary. Dann wird die Fahrt zur Zeitreise zurück in die 1980er-Jahre. „Falco zum Beispiel“, sagt sie. PORSCHE FAHRER traf eine Studentin aus Nürnberg, die nie etwas anderes fuhr als einen 944. Und auch nie etwas anderes haben wollte. Gary, so heißt ihr roter 944 aus der 1. Serie. Im ersten Teil erzählt Angelika, wie sie zur Marke Porsche fand. Ein Kindheitstraum mit glücklichem Ende.

© Tobias Kindermann
"Ein bisschen verrückt war ich schon immer, was Autos angeht. Seit ich denken kann, waren Autos das wichtigste für mich, egal ob große oder kleine, echte oder Modellautos, und das obwohl meine Eltern mir das ganze immer wieder abzugewöhnen versuchten – ein Mädchen hat nun mal nicht mit Autos zu spielen, da waren sich meine Eltern einig.

Naja, ich denke im Laufe der Jahre haben sie sich wohl damit abgefunden, auch wenn ich sie heute ein bisschen verstehen kann, wenn ich an mein damaliges Lieblingsspielzeug denke - ein silbernes Porsche 911 G-Modell, das ich mit mir herumgeschleppt und sogar im Puppenwagen herumgeschoben habe, während sich die anderen Mädchen meines Alters mit Pferden und Buntstiften beschäftigten.

© Tobias Kindermann
Jede Autofahrt wurde für meine Eltern zur Geduldsprobe - wenn ich erstmal irgendwo ein seltenes, altes oder sonstwie besonderes Auto entdeckt hatte, gab ich keine Ruhe, bevor mein Vater nicht angehalten und mich das Auto von allen Seiten hat anschauen lassen. Meine Matchbox-Auto Sammlung ist übrigens bis heute legendär. Man muss dazu sagen dass ich damals vielleicht 4 oder 5 Jahre alt war.

Jetzt aber dazu, wie ich „auf den Porsche“ gekommen bin... Immer wenn ich damals mit meiner Mutter zum Einkaufen fuhr, kamen wir durch ein kleines Industriegebiet. Dort gab es eine alte Garage, deren Tor Tag und Nacht offen stand und in der man im Vorbeifahren einen flachen weißen Sportwagen stehen sah.
Ein Ferrari vielleicht, dachte ich damals, oder ein Lamborghini - ich war mittlerweile wohl schon im Grundschulalter, jedenfalls konnte ich mit Automarken und -modellen schon etwas anfangen – ganz so flach und breit, wie ich mir einen Lamborghini vorstellte, war das merkwürdige Auto dann aber doch nicht, allerdings sah man das Auto nur von hinten und es war auch nirgends ein Logo oder Emblem zu entdecken, das mir weitergeholfen hätte.
Natürlich fragte ich meine Mutter jedes Mal, ob wir nicht anhalten und uns das Auto mal anschauen könnten, aber da es ihr unbegreiflich war, was an dem Auto in der Garage anders sein sollte als an anderen Autos, fuhren wir jedes Mal vorbei ohne stehen zu bleiben.

© Tobias Kindermann
Und wie das eben so ist mit Dingen die man nicht haben kann, beschloss ich damals, dass der merkwürdige kleine Sportwagen mit den breiten Reifen, der geschlitzten Heckschürze und dem dicken Gummispoiler eines Tages mir gehören sollte...

Jahre später, ich war mittlerweile von zu Hause ausgezogen und studierte, konnte ich mir endlich mein erstes Auto leisten. Ob es Zufall war oder nicht - ich weiß es nicht und ich will mich da auch nicht festlegen. Jedenfalls stöberte ich (mal wieder) einen Fahrzeugmarkt im Internet durch und fand einen weißen Porsche 944 der mir seltsam bekannt vorkam, jahrelang in einer Scheune untergestellt, der Standort die Kleinstadt in der ich aufgewachsen war.

Naja um es kurz zu machen, es war tatsächlich der 944 den ich als Kind immer bewundert hatte, allerdings in einem nicht gerade studentenfreundlichen Zustand und nicht fahrbereit. Schicksal hin oder her, ich entschied mich dann für einen anderen 944, schwarz, Erstzulassung 1982, spartanisch ausgestattet und optisch auch nicht gerade ein Museumsstück, aber technisch in viel besserem Zustand und in dem Moment für mich das schönste Auto der Welt.

© Tobias Kindermann
In den kommenden Monaten steckte ich viel Geld, Zeit und Herzblut in das Auto und hatte es 2011 gerade für sein H-Gutachten fertig gemacht, als bei der ersten längeren Ausfahrt des Jahres eine (und ich muss mich sehr zusammenreißen um nicht einen anderen Ausdruck zu benutzen) junge Frau mit ihrem Kleinwagen ungebremst auf mein wunderschönes Auto auffuhr und es um ein ganzes Stück kürzer machte. Das war das Ende meines ersten Autos, ein irreparabler Rahmenschaden und der schlimmste Liebeskummer den ich je hatte.

Ein Happy End gibt es trotzdem, seit Anfang 2012 steht nun ein „neuer“ vor meiner Tür, Gary heißt er, ist indischrot, ein Jahr jünger als sein Vorgänger und seit Oktober 2013 nun auch endlich offiziell ein Oldtimer. Bis heute habe ich es nicht einen Tag bereut, mich damals als Kind in den kleinen Porsche verliebt zu haben und noch immer kann ich ein Grinsen nicht unterdrücken, wenn ich morgens aus dem Haus gehe und in mein Traumauto steige."

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