Porsche Drive 2026Wandkalender
Über die Alpen im Porsche, den Bergwind im Gesicht spüren und atemberaubende Ausblicke genießen – der Traum eines jeden Sportwagenfans.
IM 986 GEHT DIE SONNE AUF
Wie das Auto auf den Pressefotos trägt unser Ur-Boxster hübsche optionale 17-Zoll-Räder und viel serienmäßiges Hartplastik im Innenraum. Haptik und Machart sind ernüchternd. Hohl klingend und nachlässig entgratet sitzt der schwarze Kunststoff in Armaturenbrett, Mittelkonsole und Türverkleidungen, dem ingeniös gestalteten Faltdach fehlt ein Innenhimmel. Kostendruck und Sparzwang sind tatsächlich mit den Händen greifbar. Nackt und karg wirkt ein Boxster ohne deutlich erkennbare Extras ‒ und davon gibt es viele. Tiptronic S, Hardtop, Soundsysteme... Selbst das kleine, transparente Plastikwindschott zwischen den Kopfstützen kostete Aufpreis.
Vieles, was billig aussieht, fasst sich auch günstig an. Dass hier keine optionale Klimaanlage vorhanden ist, passt ins Bild des scharf kalkulierten Einsteigermodells, aber was mögen Umsteiger des für die Ewigkeit gemachten 968 gedacht haben, als sie auf der Suche nach einem neuen kleinen Porsche in den neuen Boxster stiegen?
Der ein Stück zu lang geratene Schaltknüppel ist den Frontmotor-Typen zumindest ähnlich, die Boxster-Sitze sehen besser aus, als es sich in ihnen sitzt. Breit und bequem wirken sie, sind aber eher eng, wenig atmungsaktiv ‒ und es fehlt an Beinauflage. Wer einen 986 liebt, lebt auch damit.
Das Offenfahrvergnügen, befeuert durch das seriell auf Knopfdruck öffnende Dach, ist serienmäßig und ein Schlüsselreiz des 986. Ziemlich exakt zwölf Sekunden dauert es, und im Boxster geht die Sonne auf.
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CHRONOLOGIE
SOLL + HABEN
Das Gebrauchtwagentief liegt hinter ihm, der 986 gilt nicht mehr auto- matisch als billiger 911-Ersatz. Das leichtfüßige Handling und die knackige Form begeistern heute wie lange nicht mehr, und Rost ist so gut wie kein Thema ‒ Daumen hoch. Im Minus steht der Ur-Boxster wegen seiner teilweise erschreckend billigen Innenraum-Materialien sowie der kaum kalkulierbaren Gefahr eines Motorschadens. Die Zwischenwellen kranken an defekten Lagern, die Zylinder an ihren Lokasil-Laufflächen, Kurbelwellen-Dichtringe und Motorkühlung sind ebenfalls Schwachstellen. Gefahr droht außerdem durch schlampige Vorbesitzer, die War- tung und Pflege vernachlässigt haben.
AUSWAHL + EMPFEHLUNG
Der Boxster ist noch jung, die Auswahl an Fahrzeugen groß. Wenn es um Form und Offenfahren geht, reicht der Ur-Boxster mit 204 PS. Originale, gepflegte Autos mit Handschaltung ziehen im Preis schon an, Modelle mit Tiptronic sind günstiger. Mehr Fahrspaß und Qualität für wenig Aufpreis liefert die Facelift-Version mit 2,7 Litern Hubraum und 220, später 228 PS. Als ideale Verbindung zwischen ursprünglicher Optik und Porsche-typischer Leistung gilt zu Recht die S-Version mit 3,2 Litern Hubraum, 252 PS und Sechsgangschaltgetriebe. Etwas moderner im Look und somit eine Frage des Geschmacks: die ab Modelljahr 2003 gebauten 986 mit gestraffter Form und neuen Blinkleuchten, deren Plus an Leistung jedoch kaum ins Gewicht fällt. Heute schon ein Fall für Sammler: das Sondermodell "50 Jahre 550 Spyder", limitiert auf 1953 Stück.
ANGEBOT + NACHFRAGE
Die Tiefpreisphase ist vorbei. Um die 10.000 Euro kosten ordentliche frühe Basis-Boxster. Jüngere Modelle sind um die 3000, S-Versionen um rund 5000 Euro teurer. Autos mit Schaltgetriebe notieren höher, ebenso verhält es sich mit Autos in ungewöhnlicher Farbgebung und Ausstattung oder mit speziellen Extras, wie bspw. Pastellgelb mit savannabeigem Leder oder mit optionalen Aufsätzen in buckliger Speedster-Optik. Wenn ansonsten alles passt und der Preis stimmt, darf es auch ruhig mal eine "Tipse" sein.
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